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Modellvorhaben der Raumordnung „WohnQualitäten Mittelthüringen“ – Kommunikationsstrategie ...

Die zu Beginn des Modellvorhabens beauftragte Prognose des Nachfragepotentials nach Wohnbauland ergab, dass sich bei allgemein zurückgehender Nachfrage nach Wohnbauland die gegenläufigen Tendenzen in den Teilräumen verstärken werden. Die Workshop-Reihe im September 2004 vermittelte weitere Erkenntnisse aus der Forschung sowie Erfahrungsberichte aus der Praxis. Im Ergebnis wurde deutlich, dass die notwendige Neuausrichtung der kommunalen Flächenpolitik am ehesten durch einen intensiven und dauerhaften Kommunikationsprozess erreicht werden kann, in dessen Verlauf die wichtigsten beteiligten Akteure und Entscheidungsträger für diese besonderen Problemlagen sensibilisiert werden. Im Folgenden wurde dementsprechend eine Kommunikationsstrategie erarbeitet, die im Wesentlichen aus den regionalen Fachdialogen sowie den im Raum Gotha durchgeführten kommunalen Workshops besteht.

Fachdialoge
Auf der regionalen Ebene wurden moderierte Fachdialoge durchgeführt, die im Rahmen der regelmäßigen Versammlungen der Regionalen Planungsgemeinschaft Mittelthüringen stattfanden. Während den ersten Veranstaltungen wurden Themen wie „Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung“, „Nachhaltige Flächenhaushaltspolitik“ und „Infrastrukturfolgekosten“ behandelt, um die politischen Entscheidungsträger für diese Problemlagen zu sensibilisieren. Auf den letzten beiden Fachdialogen wurden verschiedene Steuerungsmöglichkeiten für die Siedlungsflächenentwicklung diskutiert. Die Grundlage bildete ein Diskussionspapier, das drei mögliche Steuerungsvarianten beinhaltet, deren Auswirkungen anhand modellhafter Beispiele aus der Planungsregion dargestellt sind. Im Verlauf der Abschlussdiskussion stellte sich heraus, dass die überwiegende Mehrheit der Anwesenden der Meinung war, dass zum einen für alle geltende Richtwerte im Regionalplan festgeschrieben werden sollten, zum anderen aber auch Spielraum für spezifische, insbesondere kooperative Lösungen bleiben sollte.

Kommunale Workshops (Raum Gotha)
Wie solche Kooperationsformen im konkreten Fall aussehen könnten, wird auf der zweiten – der kommunalen Ebene – der Kommunikationsstrategie behandelt. Dafür wurde der Stadt-Umland-Bereich Gotha als „Vertiefungsraum“ ausgewählt. In moderierten kommunalen Workshops wurden von Vertretern der Kommunalpolitik und -verwaltung der Stadt Gotha sowie der Umlandgemeinden die Möglichkeiten einer abgestimmten Siedlungsflächenentwicklung diskutiert. Als erstes Ergebnis wurde ein Richtungspapier zur kooperativen nachhaltigen Wohnbaulandentwicklung im Raum Gotha erarbeitet, das die Eckpunkte der angestrebten interkommunalen Kooperation absteckt. Die Zusammenarbeit soll sich dabei, angefangen bei regelmäßigen Treffen und dem gegenseitigen in Kenntnis Setzen über Planungen und Projekte, über interkommunales Management bis hin zu der Erarbeitung eines gemeinsamen Siedlungskonzeptes und dem Aufbau eines regionalen Brach- und Wohnbauflächenkatasters erstrecken.

Workshop-Reihe (September 2004)
Ausgehend von ersten Erkenntnissen der Auftaktveranstaltung und der zwischenzeitlich vorliegenden „Prognose des Nachfragepotenzials an Wohnbauland für die Planungsregion Mittelthüringen“ wurde die Workshop-Reihe konzipiert. Die drei Workshops beschäftigten sich mit wichtigen Handlungsfeldern für das Modellvorhaben und ermöglichten einen breiten Einstieg in die Thematik „Nachhaltige Siedlungsflächenentwicklung“ aus Sicht der Raumwissenschaften und der Praxis:

1. Workshop: Reduktion der Flächeninanspruchnahme durch quantitative Steuerungsinstrumente, 07.09.2004 in Weimar
Im Mittelpunkt des ersten Workshops standen die Möglichkeiten einer Steuerung der Siedlungsflächenentwicklung durch die Regionalplanung. Behandelt wurde unter anderem die Frage nach den notwendigen Grundlagen und Ausgangsbedingungen einer effektiven Steuerung. Daneben wurden unterschiedliche raumordnerische Instrumente vorgestellt und ihre Eignung und Steuerungswirkung diskutiert. Der Workshop hat gezeigt, dass die Durchsetzung von Reduktionszielen in vielen Fällen einer Gratwanderung zwischen regionalplanerischer Pflichterfüllung und der Wahrung kommunaler Interessen (Planungshoheit) gleicht. Die Workshop-Teilnehmer waren sich abschließend darin einig, dass eine Reduktion der Flächeninanspruchnahme notwendig und gewünscht ist, die Umsetzung aber einen intensiven Informations- und Kommunikationsprozess voraussetzt.

  • Prognose des Nachfragepotenzials nach Wohnbauland bis 2017 (Irene Iwanow)
  • Möglichkeiten des Flächenmanagements – Zu den rechtlichen Möglichkeiten der Verankerung neuer Steuerungsinstrumente in Regionalplänen (Prof. Dr. Gerd Schmidt-Eichstaedt)
  • Erfahrungsbericht aus der Region Westmecklenburg – Gemeinsame Festlegung von Eigenentwicklungspotenzialen im Stadt-Umland-Bereich (Helmut Nitschke)
  • Erfahrungsbericht aus Gotha – Quantitative Steuerung der Wohnbauflächen aus Sicht der lokalen Ebene (Roland Adlich)

2. Workshop: Siedlungsentwicklung und Infrastrukturfolgekosten, 22.09.2004 in Erfurt
Der zweite Workshop beschäftigte sich mit der Anpassung der technischen und sozialen Infrastruktur an die sich verändernde Realität und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die kommunalen Finanzen. Die Städte und Gemeinden stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Gewährleistung der Daseinsvorsorge mit den betriebswirtschaftlichen und technischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Fazit des Workshops ist, dass die aufgezeigten Zusammenhänge zwischen Siedlungserweiterung und Rückbau sowie die Rückkopplungen auf die technische und soziale Infrastruktur bisher unterschätzt wurden. Positiv zu vermerken bleibt die einhellige Überzeugung aller Vertreter aus Stadtverwaltung, Wohnungs- und Versorgungswirtschaft, dass insbesondere der Rückbauprozess von allen Partnern gemeinsam betrieben werden muss, weil davon die Attraktivität einer Stadt entscheidend geprägt wird.

  • Siedlungsentwicklung und Infrastrukturfolgekosten – Zwischenstand eines laufenden Projektes aus dem Programm „Aufbau Ost“ (Dr. Stefan Siedentop)
  • Anpassung der technischen Infrastruktur beim Stadtumbau (Prof. Dr. Matthias Koziol)
  • Erfahrungsbericht aus Sicht einer Wohnungsbaugesellschaft – Wohnen in Gotha als Teil einer neuen Stadtidentität (Christine Riede)
  • Siedlungsentwicklung und Infrastrukturfolgekosten: Auswirkungen und Konsequenzen aus Sicht der Stadtwerke, Technische Ver- und Entsorgung (Frank Springer)
  • Anpassungsstrategien im ÖPNV (Dr. Norbert Vornehm)

3. Workshop: Informations- und Kommunikationsstrategien in regionalen Planungsprozessen, 30.09.2004 in Erfurt
Der dritte Workshop befasste sich mit den Themenkomplexen Informationsvermittlung, Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligung. Die Bewusstseinsbildung, also die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern sowie einer breiten Öffentlichkeit für die Anliegen der Regionalplanung, ist die Voraussetzung für die gesellschaftliche Akzeptanz, ohne die eine Umsetzung der Ziele zur nachhaltigen Siedlungsflächenentwicklung kaum möglich ist. Für das Modellvorhaben wurde herausgestellt, dass die Kommunalpolitik noch direkter und effektiver angesprochen werden muss, um eine frühzeitige Sensibilisierung der Entscheider zu erzielen (bevor der wachsende Leidensdruck zu später Einsicht führt). Eine weitere Empfehlung war, das Projekt stärker auf der obersten politischen Ebene zu verankern, da die Erfolgsaussichten steigen, wenn es zur „Chefsache“ erklärt wird. Durch die Einbindung einer öffentlichkeitswirksamen und identitätsstiftenden Persönlichkeit als Zugpferd einer Kampagne kann den verfolgten Anliegen stärkeres Gewicht verliehen und ein Nachlassen der Anstrengungen verhindert werden.

  • Bedeutung, Strategien und Methoden der Kommunikation in kommunalen und regionalen Planungsprozessen (Prof. Dr. Heidi Sinning)
  • Kommunikationsstrategien im Rahmen der Aufstellung des Regionalplanes (Harald Knauer)
  • Kommunales Flächenressourcen-Management und Bündnis zum Flächensparen in Bayern (Christina von Seckendorff)
  • Interaktiver Regionalplan – Strategien zur Öffentlichkeitsbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel der Region Nordschwarzwald (Jens Kück)
  • Regionalentwicklungskonzepte im Dialog – Beispiele aus Thüringen (Ulrike Lilienbecker-Hecht)

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